VOM LAND
Wenn der Pickup auf dem Römerweg halt macht, der gar kein Römer- sondern ein kopfsteingepflasterter alter Weinbauernweg ist, wenn die beiden Hunde herunter springen und dem Schäfer folgen, der anfängt, den Zaun rund um das Grundstück zu ziehn, kommen die Schafe.
Wenn die Kühe jenseits des Römerwegs nachts unruhig werden, hören wir ihre Glocken.
Auf dem Weg in den Supermarkt können wir den Ziegen begegnen, die von einem Weideplatz zum anderen getrieben werden.
Wenn der Bauer kommt, um unsere Blumen Wiese zu mähen und der Traktor beängstigend hoch beladen das Heu zu seinen Pferden bringt, wenn rundum die Weinernte anfängt, dann glauben wir zu wissen, dass wir auf dem Land leben.
Leben wir auf dem Land? Nur eine halbe Stunde Fussweg von einem Bahnhof entfernt, in dem die Züge nach Mailand und Genf halten? Nah bei Ferienorten, die in alten und neuen Luxusherbergen Klientel aus aller Welt betreuen?
Nah bei den Verwaltungsgebäuden internationaler Konzerne? Mitten in einer Region, die derzeit das schweizweit grösste Bruttosozialprodukt erwirtschaftet?
Vielleicht ist es in der Schweiz unmöglich, auf dem Land zu leben ohne zugleich in einer Stadt zu sein. Unser winziges Land - Städte, Seen, Gebirge, Industriezonen, Ballungsräume, Landwirtschaftsgebiete - eingeschlossen passt drei Mal in eine einzige Megacity wie Shanghai oder Sao Paulo..
Kein Wunder, dass wir uns in der Illusion gefallen, auf dem Land zu leben.
Du hast keine Mühe, Dir Heidi auf die nächst gelegene Hochalm zu projizieren, Du kennst Alphörner und Bernhardiner Sennenhunde nicht nur aus der Tourismuswerbung. Du sprichst Deinen Dialekt wie eine Hochsprache, magst Berner Troubadoure und drückst die Daumen für den FC Basel.
Aber Du wirfst einen scheuen Blick auf die Bettler von Lausanne, Du bittest um Geld für die Mützen der Strassenmusikanten, die ihrem Instrument nur fünf Töne entlocken können, Du gehst im Zug Randalierern aus dem Weg und wolltest, die Welt jenseits Deines Zuhauses gäb’s nur im Kopf, im Netz oder den Büchern aus der Bibliothek.
Noch aber gibt es harmlosere Katastrophen, die Dir die Realität vergällen: ein dunkles Zimmer ohne Licht im Flur. Spinnen, Käfer, Fliegen, Wespen. Birkenpollen, die Dich schnupfen und weinen machen. Mathelehrer, Bauchschmerzen, treulose Freundinnen und Freunde und Kühe mit gesenkten Hörnern auf dem Wanderweg, der mitten durch die Herde führt.
Wenn die Kühe jenseits des Römerwegs nachts unruhig werden, hören wir ihre Glocken.
Auf dem Weg in den Supermarkt können wir den Ziegen begegnen, die von einem Weideplatz zum anderen getrieben werden.
Wenn der Bauer kommt, um unsere Blumen Wiese zu mähen und der Traktor beängstigend hoch beladen das Heu zu seinen Pferden bringt, wenn rundum die Weinernte anfängt, dann glauben wir zu wissen, dass wir auf dem Land leben.
Leben wir auf dem Land? Nur eine halbe Stunde Fussweg von einem Bahnhof entfernt, in dem die Züge nach Mailand und Genf halten? Nah bei Ferienorten, die in alten und neuen Luxusherbergen Klientel aus aller Welt betreuen?
Nah bei den Verwaltungsgebäuden internationaler Konzerne? Mitten in einer Region, die derzeit das schweizweit grösste Bruttosozialprodukt erwirtschaftet?
Vielleicht ist es in der Schweiz unmöglich, auf dem Land zu leben ohne zugleich in einer Stadt zu sein. Unser winziges Land - Städte, Seen, Gebirge, Industriezonen, Ballungsräume, Landwirtschaftsgebiete - eingeschlossen passt drei Mal in eine einzige Megacity wie Shanghai oder Sao Paulo..
Kein Wunder, dass wir uns in der Illusion gefallen, auf dem Land zu leben.
Du hast keine Mühe, Dir Heidi auf die nächst gelegene Hochalm zu projizieren, Du kennst Alphörner und Bernhardiner Sennenhunde nicht nur aus der Tourismuswerbung. Du sprichst Deinen Dialekt wie eine Hochsprache, magst Berner Troubadoure und drückst die Daumen für den FC Basel.
Aber Du wirfst einen scheuen Blick auf die Bettler von Lausanne, Du bittest um Geld für die Mützen der Strassenmusikanten, die ihrem Instrument nur fünf Töne entlocken können, Du gehst im Zug Randalierern aus dem Weg und wolltest, die Welt jenseits Deines Zuhauses gäb’s nur im Kopf, im Netz oder den Büchern aus der Bibliothek.
Noch aber gibt es harmlosere Katastrophen, die Dir die Realität vergällen: ein dunkles Zimmer ohne Licht im Flur. Spinnen, Käfer, Fliegen, Wespen. Birkenpollen, die Dich schnupfen und weinen machen. Mathelehrer, Bauchschmerzen, treulose Freundinnen und Freunde und Kühe mit gesenkten Hörnern auf dem Wanderweg, der mitten durch die Herde führt.
dana wolf - 11. Jun, 17:01