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Feb
2015

JANUAR 2015

001-2-Es hat doch noch geschneit. Dohlenschwärme stürzen sich aus den Bergen ins Tal an die Ufer des Sees, wo Kamelien, Magnolien und Mimosen längst dem Frühling entgegenträumen, wo der Boden nicht gefroren ist und die Hoffnung, Futter zu finden, nicht enttäuscht wird.
Dohlen sind schnell, sie rauschen durch die Luft, sie flattern und lärmen als wär’s ein Hitchcock Film.

Wir waten unten im Flotsch, oben schaufeln wir uns am Morgen den Weg frei.

Gute Nachrichten für die Tourismus Industrie? Nein. Der Gott der Wirtschaft hat die Schweizer am 15. Januar unversehens mit einer starken Währung geschlagen. Jetzt, sagt unsere Regierung, werden wir untergehn.
Wir sind zu teuer. Skifahrer fahren Ski in den Nachbarländern, niemand will unsere Waren kaufen, nicht einmal wir selbst. Schweizer kaufen jenseits der Grenze, wo es billiger ist.
Die Industrie, so geht die Prophezeiung, wird sich andere Standorte suchen, sie wird nicht mehr konkurrenzfähig sein, sie kann die hohen Löhne und die hohen Steuern nicht mehr zahlen. Wir werden arbeitslos sein.

Es sei denn, sagt die Regierung, wir würden den Gürtel enger schnallen. Wir würden mehr arbeiten für den gleichen Lohn oder kurz arbeiten für weniger Lohn.
Da wir Schweizer auch noch so schlecht beraten waren, in einer Volksabstimmung die EU zu verärgern und die Zuwanderung einschränken zu wollen, bleibt uns nur noch übrig, die Frauen und die Alten zu mobilisieren. Die Frauen verdienen gottlob sowieso weniger als die Männer im gleichen Job, die Alten länger zu beschäftigen, macht, sagt die Regierung, aber nur dann Sinn, wenn sie wegen fortgeschrittenen Alters weder mehr Lohn noch höhere Pensionen erwarten können.. Logisch.

Die Nachbarländer haben eine schwache Währung. Es heisst, auch ihnen drohe der Untergang, es sei denn, sie würden den Gürtel enger schnallen etc.

Der Gott der Wirtschaft wütet wo er will.
Wer nicht auf die Strasse geht, wird Fatalist und schickt sich drein.
Wer zornig ist und auf die Strasse geht, trifft auf die, die auch auf die Strasse gehen, aber irgendwie anders zornig sind.

Ist nicht mehr so leicht, ein netter Mensch zu sein. Nicht einmal ein guter Konsument.

Immerhin, wir haben die Wahl. Im ehemals wilden Ueberschwemmungsgebiet der Rhone entsteht auf über dem Sumpf künstlich aufgeschüttetem Terrain eine neue Agglomeration.
Dort stehn die Supermärkte Migros, Denner und Coop (Schweiz) in Konkurrenz zu Lidl und Aldi (deutsch). Und wenn wir über die Grenze fahren, kaufen wir Lebensmittel in Frankreich sowieso noch viel günstiger ein.

Egal ob hier oder da, es empfiehlt sich längst, das Extra Portemonnaie mit dem Kleingeld bereit zu halten für die, die sich, so eng sie den Gürtel auch schnallen, gar nix mehr kaufen können.

Zu erwähnen, dass die Börsenkurse steigen, wäre eine unverzeihliche Plattitude, die mit Kamelien und Mimosen nicht das Geringste zu schaffen hätte.
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